RWE: Versorger macht bei Wasserstoff ernst – Pilotprojekt mit Elektrolyseur-Kapazität von 300 bis 500 Megawatt startet – Wer darf sich freuen? – Nel, Siemens, Uhde oder Linde mit ITM Power??

onvista · Uhr

„H2opZee“ heißt das neue Projekt das der Dax-Konzern zusammen mit Neptune Energy angeht. Beide Parteien haben heute eine Vereinbarung unterzeichnet, um bis 2030 das gemeinsame Offshore-Pilotprojekt für grünen Wasserstoff  zu realisieren. Das Pilotprojekt hat zum Ziel eine Elektrolyseur-Kapazität von 300 bis 500 Megawatt (MW) weit vor der Küste in der niederländischen Nordsee zu bauen, um grünen Wasserstoff mittels Strom aus Offshore-Windkraft zu erzeugen. Der Wasserstoff soll dann über eine bereits vorhandene Pipeline an Land transportiert werden.

Quelle Pressemitteilung RWE

In zwei Phasen zu grünen Wasserstoff

Das Pilotprojekt „H2opZee“ ist in zwei Phasen unterteilt. In der ersten Phase wird eine Machbarkeitsstudie durchgeführt und eine Wissensplattform eingerichtet. In der zweiten Phase wird das Projekt dann in der niederländischen Nordsee umgesetzt. Dafür muss allerdings noch eine Ausschreibungsmethodik festgelegt werden. Hier werden die üblichen Verdächtigen genau hinschauen. Das Pilotprojekt dürfte eine enorme Prestigewirkung haben.

Wer baut den Elektrolyseur für das Projekt?

Sobald die Ausschreibungsmethodik steht, dürften sicherlich viele Bewerbungen für den Bau der Elektrolyseurs bei den beiden Partnern eingehen. Es gibt einige börsennotierte Player, die sicherlich an einem Projekt in dieser Größe interessiert sind. Doch wer macht das Rennen?

Linde und ITM Power

Von den mehr als 30 Wasserstoffprojekten, bei denen RWE mitmischt, ist GET H2 in Lingen die am weitesten fortgeschrittene Großanlage.  Bis 2030 will RWE 2 Gigawatt eigene Elektrolysekapazität schaffen, um damit grünen Wasserstoff erzeugen zu können.Bei der Vorauswahl des technischen Anbieters für zwei 100 MW-Elektrolyseanlagen in Lingen hat RWE sich entschieden.  Der Essener Versorger setzt auf einen Dax-Kollegen und hat mit Linde eine Vereinbarung über die Genehmigungsplanung für das Vorhaben unterzeichnet. Vielleicht klappt es ja auch bei „H2opZee“. Sicherlich dürfte bei einem Zuschlag auf der britische Wasserstoff-Spezialist ITM Power ein Stück vom Kuchen abbekommen. Linde ist an den Briten beteiligt und wird sie sicherlich im Fall der Fälle mit an Bord holen.

Thyssenkrupp und Udhe 

Die Thyssenkrupp-Tochter Uhde Chlorine Engineers mischt schon bei einem der aktuell größten Wasserstoff-Projekte der Welt mit. Für das Projekt in Neom in Saudi-Arabien hat Air Products Thyssenkrupp schon früh als Technologielieferanten eingebunden. Die Anlage eine Leistung von mehr als zwei Gigawatt (2 GW) haben und auf Basis des 20 Megawatt (MW) Moduls für die alkalische Wasserelektrolyse von Udhe basieren. Kein schlechtes Empfehlungsschreiben für das Projekt in den Niederlanden.

Siemens und Nel 

Auch Siemens Energy und Nel erfüllen sicherlich die Voraussetzungen, um bei „H2opZee“ zum Zuge zu kommen. Wer aber letztendlich den Zuschlag bekommen wird ist noch nicht raus. Klar ist aber bereits, dass wohl nur bei Nel einen größeren Kursauschlag mit sich bringen dürfte. Bei den anderen Konkurrenten dürfte ein Mitwirken bei dem Projekt wohl wollend zu Kenntnis genommen werden.

Welche Aktie bietet sich an? 

RWE zeigt mit der neuen Vereinbarung, dass der Dax-Konzern beim Thema Wasserstoff nicht kleckert, sondern klotzt. Das zeigt deutlich, dass der Dax-Konzern auf dem Weg in eine emissionsfreie Zukunft eine führende Rolle übernehmen möchte. Mit den Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr konnte RWE überzeugen und die Erwartung übertreffen. Auch der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr hört sich gut an. Daher können konservative Anleger noch zugreifen bei der Aktie.

Ähnliches gilt für Linde. Allerdings ist das weltweit führende Industriegase- und Anlagenbauunternehmen in diesem Jahr schlecht aus den Startlöchern gekommen. Während die Aktie von RWE seit Jahresanfang etwas mehr als 3 Prozent zugelegt hat, liegen die Papiere von Linde rund 13 Prozent hinten. Aber diesen Makel dürfte die Aktie im Laufe des Jahres noch ausbügeln. Daher ist Linde immer als gute Säule in einem Depot geeignet.

Bei Thyssenkrupp ist das Risiko sicherlich um einiges höher, als bei den beiden Dax-Konzernen. Trotz guter Zahlen ist die Aktie in diesem Jahr noch nicht richtig in Fahrt gekommen. Seit Jahresanfang steht unterm Strich ein Minus von etwas mehr als 6 Prozent. Allerdings sprechen ein paar Punkte dafür, dass risikobereite Anleger auf die Aktie setzen können. Die Restrukturierung läuft auf vollen Touren und macht gute Fortschritte und eine Abspaltung – inklusive Börsengang – der Tochter Uhde Chlorine Engineers dürfte weiterhin für viel Fantasie bei der Aktie sorgen. Wer ein Tänzchen mit Thyssenkrupp wagen möchte, der sollte aber nicht heute der kräftigen Erholung hinterherspringen, sondern einen Rücksetzer im Kurs abwarten.

Wer das Risiko liebt und auch keine Angst vor Verlusten hat, der wirft ein Blick auf die Aktie von Nel. Nach einer Korrektur von mehr als 50 Prozent könnte es schon in der Fingern jucken. Dieses Gefühl sollte allerdings heute noch unterdrückt werden. Morgen präsentiert der Wasserstoffspezialist aus Norwegen seine Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Erst wenn das Zahlenwerk auf dem Tisch liegt, sollte über einen möglichen Einstieg entschieden werden.

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Von Markus Weingran

Foto: 360b / Shutterstock.com

 

 

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