Heiko Böhmer: Inflation frisst Vermögen auf – diese Anlageklasse hilft

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Sittipong Phokawattana/Shutterstock.com

Zwei Dinge stellen Investoren vor große Herausforderungen: Zum einen sind das die negativen Realzinsen von weniger als -5 Prozent, die es immer schwieriger machen, überhaupt eine positive Realrendite mit Kapitalanlagen zu erzielen. Zum anderen sorgt die hohe Inflation zusätzlich dafür, dass die Vermögen der Anleger stetig aufgefressen werden. Stellen Sie sich vor: Bei der aktuellen Inflation von 8 Prozent sind nach 3 Jahren rund 20 Prozent der Kaufkraft verloren.

Wie schätzen wir in diesem Spannungsfeld die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten ein? Da halten wir es aktuell mit Madeleine Albright, der kürzlich verstorbenen ehemaligen US-Außenministerin: „I am an optimist who worries a lot.“ Auch wir sind Optimisten mit Zweifeln.

Langfristig sind wir optimistisch – denn Aktien sind die nachweislich erfolgreichste Anlageklasse, wenn es um wirklich lange Zeiträume geht. Dazu nur ein Beispiel: zwischen 1926 und 2021 hat der US-Index S&P 500 pro Jahr im Durchschnitt 10,45 Prozent Rendite erzielt. Im gleichen Zeitraum brachten es US-Anleihen auf rund 5 Prozent Rendite.

Langfristige Investoren können gelassen bleiben

Wer also Zeit mitbringt und die Schwankungen des Aktienmarkts aushalten kann, für den bleiben Aktien die wichtigste Anlageklasse. Wer bis jetzt noch nicht in Aktien investiert ist (und das ist immer noch die Mehrheit der Deutschen), der sollte besser heute als morgen einsteigen.

Nun ist es bei den vielen negativen Nachrichten nicht einfach, den Optimismus zu behalten. So leiden die Unternehmen schon jetzt unter der hohen Inflation. In Deutschland sind im Mai die Erzeugerpreise um rund 33 Prozent im Vorjahresvergleich angestiegen. Für viele Firmen wird es entscheidend sein, wie massiv die hohen Preise an die Kunden weitergegeben werden können. Das Stichwort lautet hier Preissetzungsmacht.

Tatsächlich spielen Makrofaktoren jetzt wieder eine deutlich größere Rolle als in den vergangenen Jahren. Zwischenzeitlich sah es so aus, als ob die Notenbanken das Spiel bestimmen würden. Viele große Unternehmen, gerade im Tech-Bereich, haben sich in dem investitionsfreundlichen Umfeld hervorragend entwickelt. Doch jetzt wird es langsam wieder spannend an den Märkten.

Rückgang der Liquidität setzt Finanzmärkte unter Druck

Warren Buffett prägte einst den Satz: „Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man wer nackt geschwommen ist.“ Dieses Bild passt auf die derzeitige Marktlage ganz genau. Bei der Flut an den Börsen - gleichbedeutend mit den hohen Kursen - wurden nahezu alle Marktteilnehmer nach oben gespült. Doch jetzt ist das Wasser zurückgegangen. denn die fast unbeschränkte Liquidität durch die Notenbanken wird dem Markt so langsam entzogen. Wir sehen also jetzt, welche Firmen sich auch in einem Umfeld mit geringerer Liquidität behaupten können.

Gleichzeitig müssen sich viele Marktteilnehmer in einem „new normal“ einrichten. Eine deutlich steigende und hohe Inflation haben bislang viele Investoren überhaupt noch nicht erlebt. Nur noch die Veteranen an den Finanzmärkten kennen tatsächlich die letzte Phase mit so hohen Inflationsraten in den Siebzigern und Anfang der 1980 er Jahre. Doch wer wie ich erst seit gut 20 Jahren an den Aktienmärkten aktiv ist, für den sind solch Bedingungen neu. Entsprechen ergeben sich für viele Investoren neue Herausforderungen.

Haben wir den Inflationshöhepunkt schon gesehen?

Fakt ist: Die zukünftige Entwicklung an den Börsen wird vom Trend bei den Inflationsraten abhängen. Wenn es hier weiter deutlich nach oben geht, dann dürfte die Situation noch schlimmer werden. Es drohen massive Gewinn- und Margenrückgänge bei den Unternehmen und weiter fallende Kurse. Sollte die Inflation jedoch bald den Rückwärtsgang einlegen, dann besteht tatsächlich Hoffnung, dass wir auch an den Börsen eine positive Trendwende erleben.

Nach dem jüngsten Schub bei der Inflation bleibt jetzt die Frage: Erreichen wir bald Werte von 10 Prozent und mehr oder haben wir den Höhepunkt schon erreicht? Diese Frage ist so wichtig, dass ich sie an dieser Stelle in der kommenden Woche ausführlich beantworten werde – denn es gibt zahlreiche Argumente für die ein oder andere Seite. Zusätzlich blicke ich auf die Marktentwicklung im ersten Halbjahr 2022, das für nahezu alle Anlageklassen Verluste gebracht hat.

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