Warum es Sinn machen kann, überbewertete Aktien zu kaufen

Aktienwelt360 Extra · Uhr

Weißt du, was das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist? Vermutlich ist das eine blöde Frage. Natürlich weißt du das. Das KGV ist eine der allerersten Kennzahlen, mit der man in Kontakt kommt, sobald man sich mit den Themen Börse und Aktien beschäftigt. Aber es ist nicht nur ein Anfänger-Instrument, denn auch professionelle Anleger, institutionelle Investoren, Journalisten und Analysten beachten diese Kennzahl.

Wie bei allen Bewertungskennzahlen gilt auch für das KGV: Hoch ist böse, niedrig ist gut. Günstig einsteigen und teuer verkaufen ist das große Ziel am Aktienmarkt – da macht es doch Sinn, seine Anlageentscheidungen an einer Größe auszurichten, die „günstig“ und „teuer“ in eine leicht verdauliche Zahl packt. Oder?

Mach es dir nicht zu einfach

Ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis ist keine Garantie dafür, dass eine Aktie bald steigen wird. Vielleicht gibt es sogar nicht einmal einen statistischen Zusammenhang. Denn natürlich hat es in jedem Fall einen Grund, wenn die Börse einer Aktie nur ein niedriges KGV zuspricht. Rückläufige Umsätze oder Gewinnmargen, niedrige Kapitalrenditen, schwindende Wettbewerbsvorteile oder andere dunkle Wolken am Horizont können Gründe sein. In aller Regel steigt die Börsenbewertung erst dann wieder an, wenn sich abzeichnet, dass sich die Risikofaktoren auflösen. Und das geschieht natürlich nicht in jedem Fall.

Und das bringt uns zur eigentlichen Fragestellung des Artikels: Wann kann es Sinn machen, überbewertete Aktien zu kaufen?

Was ist eigentlich Überbewertung?

Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis würden vermutlich manche Anleger jede Aktie mit einem KGV über 25 für zu teuer und somit überbewertet erachten. Andere gehen einen Schritt weiter und betrachten das Price-Earnings-Growth-Ratio, indem sie das KGV durch die Wachstumsrate teilen. Liegt der Quotient über 1, wird der Daumen gesenkt.

Aber selbst hier fallen noch überraschend viele Aktien durch’s Raster. Und nicht nur das: Die großartigsten Investmentstorys der letzten Jahrzehnte zeichnen sich gerade dadurch aus, dass diese Aktien selten oder nie zu solch niedrigen KGVs und PEGs zu haben gewesen sind. Nvidia, Tesla und Amazon beispielsweise, um nur einige zu nennen.

Aus der Tatsache, dass diese Aktien trotz ihrer permanenten „Überbewertung“ in der Lage gewesen sind, den Markt zu schlagen und ihre mutigen Investoren reich zu machen, können wir schließen, dass hohe Bewertungskennzahlen allein noch nicht ausschlaggebend für eine Überbewertung sind. Rückblickend hat sich bei diesen Aktien herausgestellt, dass sie 2015 doch nicht so überbewertet waren, denn sonst stünden sie heute nicht um ein Vielfaches höher als damals.

Sei mutig!

Überbewertete Aktien zu kaufen, ergibt immer dann Sinn, wenn zu erwarten ist, dass das Unternehmen hinter der Aktie stark genug ist, um ihren hohen Bewertungskennzahlen zu entwachsen und einen solchen Preisaufschlag zu verdienen. Herauszufinden, wann es sich um eine solche scheinbare Überbewertung und wann es sich um eine tatsächliche Überbewertung handelt … das ist die hohe Kunst, die ein großartiger Wachstumsaktien-Investor meistern muss.

Eigene Analysen und Gedankenspiele sind gefragt. Dem Markt blind hinterherzulaufen und auf die selben Kennzahlen zu achten wie jeder andere auch, das hat noch niemanden reich gemacht.

Der Artikel Warum es Sinn machen kann, überbewertete Aktien zu kaufen ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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