Kreditvergabe an Firmen im Euroraum kaum gestiegen

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Frankfurt (Reuters) - Die Kreditvergabe der Banken an Firmen im Euroraum wächst angesichts der anhaltend hohen Zinsen nur sehr verhalten.

Die Geldhäuser reichten im April lediglich 0,3 Prozent mehr Darlehen an Unternehmen aus als vor Jahresfrist, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Im März hatte das Plus bei 0,4 Prozent gelegen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Privathaushalten. Hier vergaben die Finanzinstitute im April nur 0,2 Prozent mehr Kredite als ein Jahr zuvor. Auch im März hatte das Wachstum nur bei 0,2 Prozent gelegen. Die EZB erhält durch die monatlichen Daten stets wichtige Informationen zur Entwicklung der Finanzierungsbedingungen in der 20-Länder-Gemeinschaft. Der nächste Zinsentscheid der Notenbank steht am Donnerstag kommender Woche an.

"All das zeigt, dass das monetäre Umfeld in der Euro-Zone weiter restriktiv ist", kommentierte Volkswirt Bert Colijn vom niederländischen Finanzkonzern ING die Daten. "Es wird weithin erwartet, dass die EZB in der nächsten Woche die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte senken wird, sofern bis dahin nichts Außergewöhnliches passiert." EZB-Chefvolkswirt Philip Lane hatte vor wenigen Tagen der "Financial Times" im Interview gesagt, die Euro-Notenbank könne am 6. Juni voraussichtlich die derzeit straffe Zinspolitik etwas abmildern.

GELDMENGE NIMMT ZU

Die EZB hält inzwischen seit September 2023 den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz, den Geldhäuser für das Horten überschüssiger Gelder bei der Notenbank erhalten, auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent. Die Inflation lag zuletzt mit 2,4 Prozent im April wieder relativ nahe am mittelfristigen Inflationsziel der EZB von 2,0 Prozent, das sie für die Währungsgemeinschaft als optimal erachtet. Eine erste Inflationsschätzung für den Monat Mai wird das europäische Statistikamt Eurostat am Freitag veröffentlichen.

Die Geldmenge M3 nahm im April um 1,3 Prozent zu. Das Wachstum entsprach den Erwartungen von Experten. Im März lag der Anstieg bei 0,9 Prozent. Zur Messgröße M3 zählen Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen. Die Wachstumszahlen zur Geldmenge können aus Sicht von Volkswirten Hinweise auf die Inflationsentwicklung im Euroraum geben. Allerdings gilt der Zusammenhang zwischen Geldmengen- und Inflationsentwicklung mittlerweile als sehr komplex.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)