Studie des Verkehrsressorts kalkuliert mit weniger Ladesäulen und E-Autos

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2024. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

Berlin (Reuters) - Eine neue Studie des Verkehrsministeriums zur Entwicklung der Elektro-Mobilität geht von weniger Ladesäulen und E-Autos aus.

Bis 2030 werde ein Bedarf von 380.000 bis 680.000 öffentlich zugänglichen Ladepunkten ausgegangen, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Kalkulation der Leitstelle Ladeinfrastruktur. Der Koalitionsvertrag und das Verkehrsministerium hatten bislang eine Million Ladepunkte vorgegeben. Basis dafür war, dass bis 2030 rund 15 Millionen vollelektrische Autos auf den Straßen fahren sollten. Auch diese Zahl wird von der Leitstelle Ladeinfrastruktur, eine nachgeordnete Organisation für das Ministerium, nun niedriger geschätzt. Statt von 15 Millionen gehen die Autoren nur noch von 13,4 Millionen vollelektrischen Autos aus.

Derzeit sind rund 1,5 Millionen reine E-Autos in Deutschland zugelassen. Für sie sind etwa über 100.000 öffentliche Ladepunkte verfügbar. Dazu kommen mehr als eine Million private Punkte, sogenannte Wallboxen.

Die Leitstelle hat sich allerdings bei ihren Szenarien stärker an der Leistung der Ladesäule orientiert als an der Zahl. Je mehr Schnellladesäulen mit großer Leistung desto weniger Punkte seien erforderlich. Zudem wirke sich auch ein geringerer Stromverbrauch der E-Autos aus.

Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte: "Wir halten grundsätzlich an den Zielen des Koalitionsvertrags fest." Der Ausbau müsse aber auch "bedarfsgerecht" sein.

Der Bundesverband der Elektrizitätswirtschaft (BDEW), der die Zahl von einer Million Ladepunkte seit langem für überzogen hält, zeigte sich einerseits erleichtert. Es sei positiv, dass das veraltete Ziel von einer Million Ladepunkten aufgegeben werde, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. "Beunruhigend ist jedoch, dass die Studie das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel von 15 Millionen vollelektrischen PKW in 2030 zurücknimmt." Andere Experten würde sogar von noch geringeren Zahlen ausgehen. Daher gebe es dann dennoch zuviel Ladeleistung für zu wenige Autos. Deutschland setze sich Ziele, die 40 Prozent über den EU-Vorgaben liege. "Das ist überdimensioniert und wird in diesem Maße nur mit staatlichen Subventionen oder unwirtschaftlichen Versorgungsauflagen gelingen, da es einfach nicht wirtschaftlich ist, Ladesäulen aufzustellen, die am Ende kaum genutzt werden."

Die Autobranche (VDA) verwies darauf, dass sich die öffentliche Ladeleistung auch nach der neuen Studie bis 2030 versechsfachen müsse. Eine Auswertung des Verbandes der Automobilwirtschaft (VDA) zeige, dass es in vier von zehn Gemeinden noch keinen öffentlichen Ladepunkt gebe, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

(Bericht von: Markus Wacket; redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

onvista Premium-Artikel