Rückgang der US-Inflation löst Börsenrally aus

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Frankfurt (Reuters) - Ein überraschender Rückgang der US-Inflation hat am Aktienmarkt Euphorie ausgelöst.

Der Dax und der EuroStoxx50 verdoppelten nach der Veröffentlichung am Mittwochnachmittag ihre Gewinne und notierten jeweils ein Prozent höher bei 18.559 Zählern und 5014 Punkten. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes zogen an.

Die Teuerungsrate sank in den USA im Mai auf 3,3 Prozent von 3,4 Prozent im April. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einer Stagnation auf dem Vormonatsniveau gerechnet. "Der wichtigste Konjunkturbericht der modernen Finanzwelt für die größte Volkswirtschaft der Welt bringt heute gute Nachrichten, und die Händler können das gut gebrauchen", sagte Naeem Aslam, Chefanleger bei Zaye Capital Markets.

Die Inflationszahlen bestärkten die Hoffnung der Anleger, dass die US-Notenbank Fed die geldpolitische Wende im Herbst einleitet. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell versuchen, mit erhöhten Zinsen die Teuerungsrate auf den Zielwert von zwei Prozent zu drücken. An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung in den USA im September, November und Dezember auf rund 70, 85 und 95 Prozent geschätzt. Am Dienstag waren es noch 50, 70 und 90 Prozent.

WARTEN AUF FED-ENTSCHEID AM MITTWOCHABEND

Weitere Hinweise auf den genauen Zeitpunkt der Lockerung der US-Geldpolitik erhoffen sich die Investoren von den Aussagen der Notenbanker bei ihrem Zinsentscheid um 20.00 Uhr (MESZ). Timo Emden vom Analysehaus Emden Research zeigte sich vorsichtig: "Es besteht immer noch das Risiko, dass der Fed-Chef den jüngsten Zinsfantasien wieder einen Strich durch die Rechnung macht."

Der Dollar-Index baute nach der Veröffentlichung der Inflationsdaten seine knappen Verluste aus und lag 0,8 Prozent im Minus bei 104,44 Punkten. Der Euro gewann im Gegenzug genauso viel auf 1,08 Dollar. Die Investoren griffen auch bei Staatsanleihen zu. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds fiel im Gegenzug zum steigenden Kurs auf 4,295 Prozent von rund 4,390 Prozent. Die Bundesanleihen mit der gleichen Laufzeit rentierten mit 2,547 Prozent nach zuvor rund 2,600 Prozent. Gefragt war auch der Bitcoin, der um gut drei Prozent auf 69.487 Dollar zulegte.

EU-STRAFZÖLLE AUF CHINESISCHE E-AUTOS

Bei den Einzelwerten lösten die von der EU-Kommission angekündigten Strafzölle auf Elektroautos aus China gespaltene Reaktionen aus. Die zuletzt unter Druck geratenen Aktien europäischer Autohersteller grenzten ihre Verluste nach der EU-Ankündigung von Zöllen auf E-Auto-Importe aus China zunächst ein. So bauten etwa Volkswagen und BMW ihre Kursverluste von jeweils mehr als zwei Prozent ab und lagen nur noch ein und gut ein halbes Prozent im Minus. Der europäische Branchenindex für Autohersteller notierte 0,3 Prozent im Plus.

"Die erste Reaktion nach oben ist eine klassische 'sell the rumor, buy the fact'-Bewegung", sagte ein Händler. Es sei nun mit Vergeltungsmaßnahmen der Chinesen zu rechnen, was die deutschen Autobauer und voraussichtlich am stärksten Porsche belasten werde. Dies habe den Sektor aber schon länger gedrückt. Auch Ifo-Präsident Clemens Fuest hielt den Schritt für keine gute Idee und warnte vor einem Handelskrieg.

Wegen der schwächelnden Nachfrage nach Elektroautos ließ auch Zulieferer Umicore Federn. Nach Senkung der Gewinn-Prognose für das laufende Jahr fielen die Aktien des belgischen Materialtechnologie-Konzerns um sieben Prozent auf den niedrigsten Wert seit knapp zehn Jahren. Wegen drastischen Einbußen bei der Nachfrage nach Batteriematerialien in den letzten Wochen schraubte Umicore die Prognose für das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) 2024 auf eine Spanne von 760 bis 800 Millionen von zuvor 900 bis 950 Millionen Euro zurück. KBC-Analysten sprachen von einer "schwerwiegenden Gewinnwarnung" und kündigten an, die Anlageempfehlung zu überdenken.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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