Kolumne von Heiko Böhmer

Zum EM-Start: Was Investoren vom Fußball lernen können

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Michael715/Shutterstock.com

Jetzt läuft endlich die Fußball-Europameisterschaft. Ob wir wirklich Chancen auf den Titel haben, sollen andere klären. Aber aus der Zusammenstellung des Teams können auch Investoren etwas lernen für den eigenen Depotaufbau. „Geld schießt Tore“, heißt es beim Fußball. Dahinter steht die Idee, dass teure Spieler vielleicht durchschnittlichen Teams auf jeden Fall zum Erfolg verhelfen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dies bis zu einem gewissen Grad sogar stimmt. Einzelne überragende Spieler können tatsächlich einer durchschnittlichen Mannschaft helfen – vor allem wenn es um das Toreschießen geht.

Aber nachhaltiger Erfolg ist so selten möglich. Nur eine stabil aufeinander abgestimmte Mannschaft kann über Jahre hinweg wirklich erfolgreich sein. Solche Deals haben eben eine bestimmte Risikostruktur: Wer sich bei elf Spielern nur auf die herausragende Qualität eines einzelnen Spielers konzentriert, der geht ein großes Risiko ein. Hier ist die Parallele zum Investieren offensichtlich: Wer (um im Beispiel zu bleiben) elf Aktien im Depot hat, aber nur eine zieht das Depot nach oben, der hat vielleicht am Ende des Jahres eine positive Performance erreicht. Aber die Risiken eines solchen Depots sind doch schon extrem groß.

Das Team ist der Star – auf dem Platz und an der Börse

Nur mit einer ausgewogenen Mischung an Aktien ist der nachhaltige Erfolg ohne vielzählige negative Überraschungen möglich. Dazu gehört eine starke Abwehr mit einem guten Torwart und erfahrenen Verteidigern. Übertragen auf die Börse sind das defensive Werte mit langer Historie, die stabile Erträge bringen (oft in Form von Dividenden) und die in der Regel nicht so starke schwanken wie der Gesamtmarkt. Dann kommt das Mittelfeld. Hier kann es auch schon einmal etwas offensiver werden.

Es ist die Schnittstelle zwischen der sicheren Abwehr und dem dynamischen Sturm. Bezogen auf Investments heißt das, vielleicht auch einmal in nicht so ausgereifte Geschäftsmodelle, die aber dennoch Gewinne schreiben, zu investieren. Im Grunde ist das Mittelfeld das Kreativzentrum des Teams – auch wenn es die Rolle des klassischen Spielmachers so nicht mehr gibt. Im Angriff schließlich sind die offensiven Aktien zusammengefasst, die auf Basis eines aussichtsreichen Geschäftsmodells die Tore schießen – also an der Börse durchstarten mit attraktiven Gewinnen.

Aktuell gehören dazu sicherlich die großen Techtitel aus den USA. Mit einem solchen Team ist der Erfolg natürlich nicht garantiert – aber diese Garantie gibt es weder an der Börse noch auf dem Platz. Aber der maßgebliche Grundsatz, sowohl an der Börse als auch auf dem Platz, lautet nun einmal: „Der Star ist die Mannschaft.“

Das könnte dich auch interessieren